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Katalogtitel Schloss Neersen.jpg

Geboren 1961  in Mönchengladbach

Studium der Freien Kunst an der FH Köln
Meisterschüler von Prof. Karl Marx

Lebt und arbeitet in Düsseldorf
                                                                                                                                           

 

Einzelausstellungen
 

2022    -   Galerie Schloss Neersen, „Pflanzen-Kulissen"

2020    -   Galerie Zone O, Düsseldorf, „Brückenbilder"

2018    -   Stadtsparkasse Düsseldorf, "Gärten und Landschaften"

2016    -   Landtag Düsseldorf, „Macht hoch die Tür, die Tore macht weit…
2010    -   Galerie Raphael, Münster, „Parklandschaften“
2009    -   Galerie Schreier & von Metternich, Düsseldorf „Wasserlandschaften“
            -   Maxhaus, Düsseldorf „Lichtung“
2008    -   Rheinisches Landesmuseum, Bonn „Gärten und Räume“
            -   Saarlandmuseum, Saarbrücken „Fotosynthesen“ (mit Otto Steinert)
2006    -   Kultursalon, Düsseldorf „Düsseldorfer Stadtansichten“
2005    -   Hypothekenbank/Bank im Bistum Essen
            -   Kunstverein Oberhausen, St. Elisabeth Krankenhaus Oberhausen
2004    -   Akademie Franz Hitze Haus, Münster „Außenlicht - Innenlicht“
2003    -   Manufactum - Zeche Waltrop
            -   Galerie Kunstbüro, Düsseldorf „Heiligenbilder“
2002    -   O`Gehry Gebäude - Baker & McKenzie, Düsseldorf „Naturzeit“
2001    -   Galerie Kunstbüro, Düsseldorf
            -   Westfälisches Industriemuseum, Dortmund  „Industrielandschaften“
2000    -   Kunstverein Radolfzell, „Photographie“ (mit Bernd und Hilla Becher)
1997    -   Kulturfabrik, Krefeld
            -   Rheinisches Industriemuseum, Ratingen „Industriestillleben“
1995    -   Ärztekammer Nordrhein, Düsseldorf  „Innere Landschaften“
            -   Galerie Jasim, Düsseldorf

Gruppenausstellungen (Auswahl)

 

2020    -   Rheinisches Landesmuseum, Bonn „Geschenkt"

2018/19 - Museum Sinclair-Haus, Bad Homburg, „Aussicht-Einsicht“

2016    -   Johanneskirche, Düsseldorf, Charity Ausstellung
2008    -   Center of contemporary art, Haifa  „Souvenir - transfert  imaginaire”
2007    -   Theatergalerie, Mönchengladbach „Parcour“
            -   Galerie Lumas, New York „Horizonte“
2006    -   Art Fair, Köln, Kunst Zürich    
            -   Galerie Lumas, Berlin „Horizonte“
            -   Altes Museum, Mönchengladbach „C/ontraste“
2005    -   Galerie Christine Hölz, Düsseldorf   
2004    -   Historisches Museum Krasnojarsk, Perm, Omsk „Souvenirs imaginaire”
            -   Altes Museum, „C/ontraste Fotoszene Mönchengladbach“
2002    -   Wissenschaftspark Rheinelbe, Gelsenkirchen „Gesichter der Industrie“
            -   Stahlwerk Becker, Willich
2001    -   Stadtsparkasse Magdeburg, „Förderpreisausstellung der Kunststiftung“
1998    -   Wissenschaftspark Rheinelbe, Gelsenkirchen „Photographie oder Malerei“
1995    -   Kreissparkasse Esslingen, „Kunstpreisausstellung: Photographie-Malerei”
1992    -   Galerie Kunstgarten, Köln „Internationale Photoszene - Photokina Köln“
1991    -   Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln „Kölnkunst 1991“

 

 

 

 

Publikationen

 

 

 

 

Katalog Bernd Lieven Pflanzen - Kulissen

Galerie Schloss Neersen, Blickwinkel 2020

Text: Jutta Saum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Katalog  Otto Steinert/ Bernd Lieven  Fotosynthesen      

Saarlandmuseum, Saarbrücken 2008      

Text: Roland Augustin
          

      
   

     




 

 

 

Katalog Bernd Lieven Gärten und Räume      

Kerberverlag, Bielefeld/Leipzig 2008      

Rheinisches Landesmuseum Bonn      

Text/Einführung: Lothar Altringer, Klaus Honnef, Stefan Skowron 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Katalog  Bernd Lieven      

Hypothekenbank/Bank im Bistum Essen 2005      

Text/Einführung:  Noemi Smolik, Pater Mennekes, Kunststation St. Peter Köln 

 

 

 

 

 

 

 

 

            

 

Katalog  Bernd Lieven Naturzeit             

O`Gehry Gebäude Düsseldorf 2002/03      

Text/Einführung: Jutta Saum, Klaus Honnef              

 

 

 

 

 

 

 

Katalog Bernd Lieven Industrielandschaften              

Westfälisches Industriemuseum Dortmund 2001       

Text: Britta Benke, Marion Taube
 


      
   

     




 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

            

      

 

 

 

 

 

 

 

Industrielle Bildräume

 

Der in Mönchengladbach geborene Künstler Bernd Lieven, der bei Professor Karl Marx in Köln studiert hat, setzt sich in seinen Arbeiten mit den Industrielandschaften unserer Zeit auseinander. Für diese meist großformatigen Bilder, die innerhalb seines Werkes eine geschlossene Einheit einnehmen, stellen stillgelegte Produktionsstätten von Bergbau und Schwerindustrie, Industriebrachen und Niemandsland vor allem des Ruhrgebietes, die Sujets.
Seine Bilder sind im Grenzbereich von Malerei und Fotografie angesiedelt. Am Anfang dieser Entwicklung standen nach Fotos gemalte Ölbilder, deren Motive immer seinem direkten Umfeld entstammten. Die Auseinandersetzung mit industriellen Themen entwickelte sich für ihn nicht zuletzt dadurch, dass er in einer stillgelegten Fabrik zu leben und zu arbeiten begann, selbst Zeuge davon wurde, wie die Zeit an den brach liegenden Gebäuden wirkte und ihre Spuren hinterließ.
Zeitgleich veränderte er auch das Medium; bei seinen, seit Ende der 80iger Jahre entstehenden Bildern rückt das Ausgangsmaterial Fotografie immer mehr in den Vordergrund, wird (als mit Fotoemulsion beschichtetes Leinengewebe) zum direkten Bildträger.
Die Möglichkeit der künstlerischen Arbeit mit der Fotografie sieht der Künstler darin, ein Abbild der Wirklichkeit zu projizieren. Die Fotos dienen ihm dabei gleichermaßen als Ausgangspunkt und als Gedächtnisstütze; der Fotoapparat ist für ihn, wie es der berühmte Fotograf Andreas Feininger einmal so treffend ausgedrückt hat, vergleichbar mit „einem mechanischen Notizbuch“. Lieven arbeitet ausschließlich nach eigenen fotografischen Vorlagen, die er in der Dunkelkammer erstellt. An der fotografischen Entwicklung ist er nur bis zu einem gewissen Grade interessiert.
Fast mit einer Art Ironie verfremdet er die fotografisch „realen“ Motive: für die Bildaussage nicht relevante Details werden übermalt, weggenommen, der Blick mittels Malerei so ausgerichtet, dass er sich ganz auf die Motive konzentriert.
Die Farbe in den Bildern, in mehrfachen Schichten lasurartig aufgetragen, umhüllt die Architekturen dabei wie eine Art Patina, scheint wie ein Schutz zu wirken, fast so, als müsse sie ihnen zusätzlich Halt verleihen, sie schützen vor dem endgültigen Verfall. Eine diffuse Form des Lichts unterstreicht den so entstandenen Eindruck des Insubstantiellen, der Instabilität.
Der sorgfältig gewählte Bildausschnitt betont die Monumentalität der Gebäude, ihre Hallen und Ruinen; Säulenreihen, perspektivische Ordnung und Symmetrie erzeugen ein eigentümliches Gefühl von Stille und Begehbarkeit, das die Nähe zu Heiligtümern alter Kulturen ebenso evoziert wie zu gothischen Kathedralen. Die Analogie zur Kirchenarchitektur ist nicht zufällig; wurden doch Stilemente für die „Kathedralen der Arbeit“ übernommen (wie das Westfälische Industriemuseum Zeche Zollern II/IV in Dortmund und das Industriedenkmal Zeche Zollverein XII in Essen zeigen).
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Bilder gegen das Vergessen

 

Längst sind stillgelegte Industrieanlagen wie etwa das Hüttenwerk in Duisburg-Meiderich (Landschaftspark Nord) zu industriegeschichtlichen Denkmälern geworden. Es sind die Künstler, die auf Veränderungen reagieren, sobald die Gesellschaft sich in einem Umwandlungsprozess befindet. So schuf der New Yorker Bildhauer Richard Serra zwischen Essen und Gelsenkirchen eine Stahlskulptur, um „den Moment festzuhalten, da eine Zivilisation abstirbt und eine neue beginnt.“
Lievens Bilder setzen sich mit diesem Prozess der Transformation und zugleich des Vergessens auseinander. Dies erscheint um so eindrücklicher, als dass viele fotografisch festgehaltenen Gebäude heute nicht mehr existieren. Mit jedem Abriss schwindet auch die Erinnerung. Konstatierend, nicht ohne ein Interesse an der Ästhetik des Ambientes, ruht sein Blick auf den ehemaligen Industriestätten und ihren leeren Innenhallen, in denen heute allein die Lichtreflexionen an Böden und Wänden die Szenerie beleben.
Die Gebäuderuinen, die wie Staffagen in der Landschaft wirken, nehmen einen Dialog mit dem Betrachter auf. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf die Atmosphäre und Einsamkeit von Orten, an denen die Natur, Industrienatur, wie sie die Landschaftsplaner nennen, längst begonnen hat, ihr Terrain zurückzufordern.

 

Britta Benke M. A.



























 
 













                 






 

Jeder Ort hat seinen Raum

I.
Das Bild: Birkenbaum, 90 mal 120 cm, entstanden 2006.
Zu sehen ist der Stamm einer Birke. Ein wenig neigt er sich nach rechts aber er steht doch zentral im Bild und wächst fest aus dem hohen Gras um ihn herum. Im Hintergrund liegt ein Fluss (oder ein See, doch das ist nicht so wichtig, nur, dass direkt hinter dem Stamm nichts steht – erst viel weiter weg, am anderen Ufer lässt sich etwas wie Vegetation erkennen – , das konzentriert die Aufmerksamkeit des Betrachters, seine Wahrnehmung wird damit geschult). Die Krone des Baumes ist nicht auf dem Bild. Dafür hängen rechts und links aber ein paar der typischen dünnen, biegsamen Äste herab, an denen sich die kleinen, noch bei geringstem Wind flink winkenden Blätter festhalten. Alles auf dem Bild liegt in einem hellen Licht. Die weißen Rindenpartien der Birke blenden etwas, ebenso der hinten gelegene Uferrand. Das Gras ist trocken und leise, kein Wind weht. Der Himmel ist weit.

Es ist absolut faszinierend. Schon nach wenigen Minuten des Betrachtens hat man alles um sich herum vergessen und wähnt sich selbst inmitten der Natur wo diese Birke steht, bei sommerlichen Temperaturen, unter hoch stehender Sonne, den Geruch von Staub und warmem Wasser in der Nase. Dieses Bild vermag, was andere Bilder heute nicht (mehr) können. Wir betreten mit unseren Augen eine Atmosphäre, einen Raum. Doch seine entscheidenden Dimensionen nehmen wir geradezu körperlich wahr, sein Licht, die Wärme, den Duft der Szenerie, eine so beredte wie lebendige Stille, seine Größe. „Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder. Romantisieren ist nichts als eine qualitative Potenzierung“, schreibt Novalis 1798 in seinen Fragmenten über Poesie. – Könnte es sein, dass Bernd Lieven auf diese Weise arbeitet?

II.
Jede Wahrheit stößt sich an den Grenzen der Wirklichkeit.
Es klingt an dieser Stelle unter Umständen ein wenig gezwungen, ist aber nicht weniger als eine aus meiner Sicht exakte Beschreibung dessen, was Bernd Lieven in/mit seinen Arbeiten beweist. Sei es nun der zugewachsene Laubengang in einem Park, die leere Terrasse eines einst mondänen Strandcafés, eine Insel voller Museen oder der Kreuzgang einer Kartause im Cilento. Das Objekt, das ins Motiv gerückte Bauwerk, ist heute nichts mehr ohne sein Drumherum, ohne die Lebendigkeit des Augenblicks, mag er auch noch so lange zurückliegen.

Es hat sich seit den Industrielandschaften tatsächlich einiges im Kunstwollen von Bernd Lieven verändert. In jenen Bildern zeigte er die etwa Wirtschaftsruinen des Rheinlandes ganz oft als gigantische, irgendwie der Welt (unserer Welt) entfremdete Monolithe, befreit von allem Beiwerk und von allem Nutzen aber immer noch voll erhabener Souveränität, Klarheit, Kraft, mit deutlichen Linien und erkennbaren Strukturen, stolz selbst im Moment ihres endgültigen Verschwindens. Heute lässt Bernd Lieven auf seinen Arbeiten (wieder) mehr zu. Und neben der künstlerischen Wahrheit, dem So-Sein-Sollen nach dem Willen und der Auswahl des Künstlers wie in den suggestiven Bildern von erloschenen Stahlwerken, trocken gelegten Wasserwerken oder still stehenden Abraumbagger, betritt nun die Wirklichkeit die Bühne.

Diese Wirklichkeit zeigt sich vor allem in sehr kleinen Dinge, alltäglichen Hilfen, Gegenständen oder längst von uns übersehenen weil zu oft gesehenen Spuren der Beanspruchung – man könnte auch sagen der Aneignung von Orten und Bauwerken durch den Menschen. Sie schaffen es als Beweise für die Realität jener wie der um sie herum funktionierenden Räume bis in an die sichtbare Oberfläche der Bilder. Hier ist es ein Handlauf, dort ein weißes Schild, mal eine Laterne oder der Überlauf vor einem Wasserspiel, mal ein Graffito an einer Säule. Ja, es findet keine Heroisierung mehr statt in dem Sinne, dass das vom Künstler begehrte Objekt, ob Palazzo, Brücke oder Parkbank, seinem Jetzt entnommen und in ein unwirtliches Vielleicht verbracht wird, so wie es noch die Industrielandschaften mit ihren surrealfarbigen Himmeln und leergefegten Flächen vorzustellen wussten. Nein, vieles bleibt nun einfach wie es ist, oder wie es war, als Motiv und Künstler aufeinander trafen.

III.
Sui generis.
Wendet man sich nur den technischen Details des Bildwerdungsprozesses zu, die Behauptung Bernd Lieven sei ein Künstler sui generis (lat., so viel wie „eigener Art“) bliebe womöglich unbewiesen. Nach wie vor bilden schwarzweiße Fotografien die Grundlage seiner Bilder. Sie sind wie ein Skizzenbuch; verschiedene Ansichten und Perspektiven von Bauwerken, Plätzen und Räumen werden festgehalten, zur Erinnerung und als Gedankenstütze. Wählte man die gelungensten aus, könnte man es dabei sogar belassen. Der Einfachheit halber. Doch Bernd Lieven ist kein Fotograf. Er selbst sagt, das Foto spiegele nicht seine eigene Wahrnehmung wider. Wichtiger ist ihm die Arbeit als Maler, das Foto legt lediglich – wie ein Karton – die möglichen Beteiligten fest.

Das Material des Malers aber ist, nachdem er sich auf ein Motiv festgelegt hat, die Farbe. Um für seine Bilder das richtige Farbenspiel zu finden, braucht Bernd Lieven vor allem Zeit. Denn die später sichtbaren Farben, der Nuancenreichtum sind nur zum Teil realistisch, dem Zeitpunkt der Aufnahme wie dem Ort selbst entsprechend. Schicht für Schicht, in feinsten Lasuren wird die Farbe aufgetragen. Die Fotografie als Grundlage, als Zeichnung wird nicht verschwiegen. Tatsächlich aber liest sich das einfacher, als es ist. Denn das Foto wird nicht koloriert. Es wird auch nicht übermalt. Die Farbigkeit auf den Bildern von Bernd Lieven ist viel mehr ein bei der Suche nach der wahren Bildharmonie gefundenes, das Motiv in seinem Charakter wie in seiner Bedeutung steigerndes Ergebnis. Nur auf diese Weise kann dann ein Baldachin aus grünem Blattwerk entstehen, filigran durchbrochen von strahlender Sonne wie feinste Spitze. Nur dann wirkte ein ohnedies prächtiger, in voller Blüte stehender Strauch im Hof eines Palazzos noch schöner, lebendiger.


IV.
Jeder Ort hat seinen Raum.
Heute wählt Bernd Lieven vermehrt Motive aus, vor denen er nicht nur entfernt als Betrachter stehen, sondern in die er im wörtlichen Sinne eintreten, in denen er sich umschauen, die er als Räume erleben kann. Ein Grund, warum viele neuere Arbeiten als kleine Serien entstehen. Die dann einander zwar ähnlichen doch im Detail verschiedenen Bilder vermitteln uns eine ganz neue Raumerfahrung in der Malerei. Mit jedem Bild aus einer Gruppe, blicken wir uns um, drehen uns, wie wir es tun würden, wenn wir anstelle des Malers in eben jenem Park stünden. Der Ort – im Bild – wird zum Raum im zweiten Bild. Ein Gefühl von Größe und Höhe erreicht uns, wie es ein Bild allein kaum evozieren könnte.

Wie schrieb Novalis: „Romantisieren ist nichts als eine qualitative Potenzierung.“ Wenn dem so ist, dann ist der Maler Bernd Lieven ein Romantiker im besten Sinne. Und zwar nicht, weil er den Ruinen huldigt, sondern weil er, nun frei nach Novalis, den Augenblick ins Unendliche steigert, Tatsachen in sinnliches Erlebnisse verwandelt und aus Orten, an denen wir achtlos vorübergehen würden, Räume erfindet, in denen das Einfache zum Besonderen werden kann.


Stefan Skowron


 

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